Hannelore Elsner beim Deutschen Filmpreis 2015 · © ChristianStiefler · babiradpicture

Die Deutsche Filmakademie trauert um Hannelore Elsner

Die Deutsche Filmakademie trauert um die große Schauspielerin Hannelore Elsner, die am Ostersonntag nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist.

Akademie Präsident Ulrich Matthes: „Hannelore Elsners überraschender Tod bestürzt die gesamte Kinofamilie und mich persönlich sehr. Sie war eine gleichermaßen herausragende Charakterschauspielerin wie Komödiantin und hat sich mit enormer Hingabe in jeder Rolle ausgeliefert, schutzlos gemacht. Ihre Intensität, ihr Humor und ihre sinnliche Intelligenz werden uns sehr fehlen.“

Hannelore Elsner begann ihre Schauspielkarriere in München, wo sie zunächst eine klassische Schauspielausbildung absolvierte. Auch wenn sie von Anfang an vor der Kamera arbeitete, lag der Schwerpunkt und ihr Herz in den 60er Jahren vor allem beim Theater, die sie selbst ihre „Lehrzeit“ nennt. Sie gehörte zum Ensemble der Münchener Kammerspiele und des Berliner Hebbel Theaters, tourte über sämtliche deutsche Bühnen. Einen ersten Meilenstein ihrer Kinokarriere stellt ihre Mitwirkung in dem mit vier Bundesfilmpreisen ausgezeichneten Filmdrama DIE ENDLOSE NACHT (1963) von Autorenfilmer Will Tremper dar. Es folgten weitere Filme des Neuen Deutschen Kinos, unter anderem Edgar Reitz‘ Meisterwerk DIE REISE NACH WIEN (1973), BERLINGER (1975, Regie: Alf Brustellin und Bernhard Sinkel), DER STURZ (1978, Regie: Alf Brustellin) und DER SCHNEIDER VON ULM (1978, Regie: Edgar Reitz).
Auch die Liste ihrer Fernseherfolge ist endlos und reicht zurück bis in die 60er-Jahre, als Jürgen Roland sie für die legendäre „Stahlnetz“-Serie engagierte. Einem breiten Publikum bekannt, wurde Elsner mit der Titelrolle „Die Kommissarin“ in der gleichnamigen, in Frankfurt am Main spielenden ARD-Krimiserie. Von 1994 bis 2006 liefen 66 Episoden der Reihe. Elsner war die erste Frau, die in einer deutschen Krimiserie die weibliche Hauptrolle spielte. Zahllose TV-Produktionen trugen seither ihre Handschrift, dazu gehören „Ich schenk Dir meinen Mann“ (1999, Regie: Karola Hattop), der mit vier Grimme-Preisen geehrte „Ende der Saison“ (2001, Regie: Stefan Krohmer), „Fahr zur Hölle, Schwester“ (2002, Regie: Oskar Roehler) oder „Der große Rudolph“ (2018, Regie: Alexander Adolph).

Ab 1992 etablierte sich Hannelore Elsner auch als Charakterdarstellerin in anspruchsvollen Kino-Produktionen. Für die Hauptrolle in Oskar Roehlers DIE UNBERÜHRBARE, die eng an das Leben der Schriftstellerin Gisela Elsner angelehnt war, wurde sie von der Kritik gefeiert. 2002 hielt sie in MEIN LETZTER FILM einen 90-minütigen Leinwandmonolog über das Leben als Schauspielerin. Für beide Rollen wurde sie mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Weitere Erfolge im Kino feierte sie in ALLES AUF ZUCKER! (2004,Rregie: Dani Levy), KIRSCHBLÜTEN – HANAMI (2008, Regie: Doris Dörrie), ALLES INKLUSIVE (2014, Regie: Doris Dörrie), HIN UND WEG (2014, Regie: Christian Zübert), 100 DINGE (2018, Regie: Florian David Fitz) und zuletzt KIRSCHBLÜTEN & DÄMONEN (2018, Regie: Doris Dörrie).

Neben ihrer Schauspieltätigkeit hielt Elsner auch Lesungen und machte Hörbücher. Sie engagierte sich unter anderem in einem Förderverein gegen das Vergessen des Holocaust. Das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhielt sie 2005 für ihr Engagement gegen Aids. In ihrer 2011 erschienenen Autobiographie unter dem Titel „Im Überschwang: Aus meinem Leben“ schrieb Elsner ausführlich über ihr Aufwachsen in der bayerischen Provinz und die tragischen Momente ihrer Kindheit.

Hannelore Elsner war engagiertes Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und gern gesehener Gast auf vielen Veranstaltungen.