Mix it

Das war Mix it! Wir blicken zurück

Auf Initiative unserer ehemaligen Präsidentin Iris Berben wurde 2016 unser Filmprojekt Mix it ins Leben gerufen, bei dem Jugendlichen mit und ohne Fluchtgeschichte im gemischten Team unter Anleitung von Filmschaffenden eigene Kurzfilme entwickelten und drehten, die anschließend bei Kinopremieren präsentiert wurden. Ein Projekt, dass uns stolz macht und auf viel Resonanz stieß – unter den Mitgliedern, der Presse und natürlich den Lehrer·innen und Schüler·innen. Das Projekt wurde von zahlreichen Unterstützer·innen gefördert und in Kooperation mit bilderbewegen e.V. unter der Künstlerischen Leitung von Gabriela Zorn – und Katja Hevemeyer seitens der Deutschen Filmakademie – umgesetzt.

Details zum Projekt finden sich auf der Projektseite und alle entstandenen Filme auf dem Mix it Youtube-Kanal.

Rückblick auf viereinhalb Jahre Mix it!

von Gabriela Zorn

„Wie misst man den Erfolg von Projekten? In Zahlen? Das wäre einfach und schnell getan: 32 Projektwochen in 55 Monaten an 17 Standorten in 7 Bundesländern, zirka 1000 Jugendliche mit und ohne Flucht-/Zuwanderungsgeschichte, 96 Kurzfilme, 32 Making Ofs, 24 Premieren, rund 4000 Zuschauer·innen. Das ist das Filmprojekt Mix it…. Und ist es auch gleichzeitig nur zu einem kleinen Teil, denn der wahre Wert von Projekten – ihre Wirksamkeit, ihre Nachhaltigkeit, ihre Qualität – lässt sich so nur bedingt bemessen. Es sind die Geschichten, die hinter den Zahlen stehen. Es sind die kleinen und großen Momente, die die letzten viereinhalb Jahre so wertvoll, wichtig und sinnvoll machten.

Da ist z.B. Kabiro aus Gambia, der am letzten Projekttag in Stralsund meinte, dass er noch nie eine so schöne Woche erlebt hat. Da tauchen vor meinem inneren Auge Chatuna und Amir aus Weimar auf, die aufgeregt im Studio beim Radiointerview sitzen und stolz Fotos in die WhatsApp-Gruppe schicken. Da sind die Jugendlichen aus Magdeburg, die aufgrund unserer Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal mittlerweile auch dort aktiv sind und gemeinsam mit weiteren Magdeburger·innen eine selbstentwickelte Serie drehen. Es geht weiter…. Viele Highlights, wie auch das Feedback eines Lehrers aus Erfurt: „Die Gruppen und ich gehen plötzlich in der Schule ganz anders miteinander um. So als hätten wir eine gemeinsame Reise miteinander verbracht. Ein geteiltes Abenteuer, dass uns verbindet und uns gegenseitig lächeln lässt, wenn wir uns daran erinnern.“

Sehr viele bleibende Erinnerungen, wenn ich die Wochen Revue passieren lasse. Die Jugendlichen aus Delitzsch, die eigeninitiativ nach dem Mittagessen im Kreis sich gegenseitig ihre Geschichten erzählen, die Mädchen aus Schwedt und die Jungs aus Syrien, die in jeder Mittagspause miteinander tanzen – zu traditioneller arabischer Musik und zu Helene Fischer und das in voller Lautstärke bei weit geöffneten Fenstern. In dem Zusammenhang muss aber auch erzählt werden, dass bei dieser Schwedter Projektwoche kein einziger einheimischer Junge mitmachen wollte. Oder dass in der Runde in Delitzsch ein Mädchen erzählte, dass sie ihrem Freund verschweigen würde, mit wem sie in ihrer Projektwoche zusammenarbeite: „Er mag keine Ausländer.“

Manchmal schien es, dass sich die Welt „da draußen“ mehr und mehr zu einem ziemlich düsteren Ort entwickelte, während wir innerhalb der Projektwochen das komplette Gegenteil erlebten. Natürlich war unsere Arbeit auch nicht konfliktfrei, aber negative Erfahrungen mit neu angekommenen Jugendlichen waren genauso selten, wie Feindseligkeiten und Ressentiments seitens der einheimischen Teilnehmer·innen. Eine Parallelwelt? „Draußen“ Ereignisse wie der Aufstieg der AfD, die Wahl Trumps, die Uneinigkeit Europas, islamistische Terroranschläge, rechte Terroranschläge, Moria, tausende Tote im Mittelmeer, Hass und Hetze, ein sich rasch beschleunigender Klimawandel, Verschwörungserzählungen, Covid 19 und „drinnen“ in unserer kleinen Welt des gemeinsamen Filmemachens Friede, Freude, Eierkuchen? Oder vielleicht doch das eigentlich wahre Leben? Oder zumindest das, worauf es ankommt: Begegnung und Austausch. Denn jeder gegenseitige Blick in die Augen und ein gemeinsam verfolgtes Ziel – nämlich einen Film zu drehen – lässt Vorurteile schrumpfen und Berührungsängste vergessen. Und diese positiven Erfahrungen machen stark für den manchmal nicht so leichten Alltag.

2016 bis 2020 hat sich die Erde gefühlt schneller gedreht als sonst. Es ist soviel passiert, dass einem schier schwindlig werden könnte und gleichzeitig gab und gibt es Konstanten, die wir uns immer wieder bewusst machen sollten und die unser Projekt Mix it kristallklar ans Licht gebracht hat: im respektvollen, wertschätzenden Miteinander liegt eine riesengroße Kraft und Chance. Unsere Welt da „drinnen“, innerhalb solcher Projekte wie Mix it muss wieder stärker nach „draußen“ gehen – in der Wahrnehmung und in der Öffentlichkeit. Denn tatsächlich sind wir, die wir in Zuversicht und mit Empathie gemeinsame Sache(n) machen, mehr, als es scheint. So gesehen sprechen die Zahlen dann doch für sich.

Das Projekt Mix it fand nach viereinhalb Jahren seinen Abschluss im sächsischen Görlitz. In Görli-Wood – einem Ort, der in seiner Ambivalenz sehr bezeichnend ist für unsere Zeit. In einem der dort entstandenen Filme mit dem Titel „In dieser Welt“ geht am Ende ein leuchtender Globus im Schwarz von Hand zu Hand. Im Off hört man die Jugendlichen: „…Was ist eigentlich los?…Wir leben alle auf einer Erde. Wir sind alle Menschen…. Es liegt an uns.“ – In diesem Sinne: Machen wir weiter mit neuen Projekten und machen wir das Beste draus. „

Danksagungen

Wir bedanken uns bei Ela Zorn, Leska Ruppert, Anja Stanislawski-Foest und dem Verein bilderbewegen für ihr Engagement und die großartige, vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Für ihre finanzielle Unterstützung, die dieses Projekt überhaupt erst ermöglichten, gilt unser Dank:
Iris Berben
Katja Eichinger
Sven Burgemeister
Bundeszentrale für politische Bildung
Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
Peter Ustinov Stiftung

Für die Unterstützung bei der lokalen Umsetzung bedanken wir uns bei:
Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung
Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
Film ohne Grenzen
Medienboard Berlin-Brandenburg
Sachsen-Anhalt – Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration
Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz
Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz

Foto: Florian Liedel
Projekt Teaser
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