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Die Deutsche Filmakademie trauert um Christiane Hörbiger

Die Schauspielerin Christiane Hörbiger ist am 30. November im Alter von 84 Jahren in ihrer Heimatstadt Wien verstorben. Sie zählte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.

Neben zahlreichen Engagements an den großen Bühnen, wie dem Wiener Burgtheater oder dem Schauspielhaus in Zürich ist Christiane Hörbiger dem deutschen Publikum vor allem auch durch ihre Rolle der Gräfin Christine Guldenburg in der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ an der Seite von Iris Berben und die ARD/ORF-Serie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“ bekannt geworden. Im Kino war sie seit den Fünfziger Jahren in über zwanzig Filmen zu sehen, unvergessen in Helmut Dietls oscarnominierter Satire „Schtonk“ oder im Räuber Hotzenplotz von Gernot Roll, produziert von Uli Limmer. Wir werden sie vermissen.

Die ARD würdigt Christiane Hörbiger mit einem Sonderprogramm, u.a. mit zehn Spielfilmen in der Mediathek.


Nachruf Christiane Hörbiger

von Dennenesch Zoudé · Vorstand Sektion „Schauspiel“

Es ist mittlerweile tatsächlich fast schon zwanzig Jahre her, dass ich mit Christiane Hörbiger vor der Kamera stand. 2003 lernten wir uns am Set des Zweiteilers „Das Familiengeheimnis“ kennen. Es war das erste und leider auch das einzige Mal, dass wir miteinander drehten. Wir waren uns bereits zuvor begegnet, jedoch nur flüchtig, wie man manche Kolleg:innen eben „kennt“, wenn man sich gelegentlich irgendwo sieht und grüßt. Sie spielte meine Schwiegermutter, eine distanzierte, unnahbare Frau – und mit ähnlichen Eigenschaften wurde sie mir auch vor unserem ersten Aufeinandertreffen beim Dreh angekündigt. Um ihre Person wurde ein erstaunliches Geheimnis gemacht und ich wurde eindrücklich gewarnt: Unbedingt besonders Rücksicht nehmen! Texte sie bloß nicht unnötig zu! Auf jeden Fall immer siezen! So wie sie eingeführt wurde, schien es, als benötige man für die Hörbiger eine Gebrauchsanweisung.

Als sie dann eintraf, war ich dementsprechend etwas zurückhaltend. Wir begrüßten uns freundlich und kurz darauf bat sie mich beim Mittagessen an ihren Tisch – und bot mir sofort das Du an. Etwa fünf Minuten später. Ich war überrascht, wie zugänglich, ausgelassen, herzlich sie auf Anhieb war, also das komplette Gegenteil der von verschiedenen Stimmen skizzierten Persönlichkeit. Und ich verstand, dass dieser unpassende Ruf, der ihr vorauseilte, offenbar ein willkommener, vielleicht auch gewollter Wegbereiter war: die Entscheidung sollte bei ihr liegen, dieser bewusste Schritt, auf jemanden zuzugehen, um freundschaftlich das Du anzubieten. Eine Geste, die sie gewissermaßen selbst inszenierte und zelebrierte. Diese unmittelbare Herzlichkeit prägte mein Bild von ihr und unseren gemeinsamen Sommer am Bodensee. Sie inspirierte und unterstützte mich stets beim Spielen. Sie war eine Grande Dame mit dem Blick und der Gelassenheit einer Königin, die mit ihrer Aufmerksamkeit und ihrem Interesse für andere großzügig wie hilfsbereit umging.

Als wir uns verabschiedeten, schenkte sie mir einen Rat, den ich mir sehr zu Herzen genommen habe, den ich jedoch erst später wirklich verstand: „Dennenesch, du hast alles – aber: vertrau dir.“ Für diese Worte, liebe Christiane, möchte ich Dir danken.