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Akademie

Abschied von Joseph Vilsmaier

Am 24. Januar 2019 feierte Joseph Vilsmaier seinen 80. Geburtstag als Maskenball. Er kam als er selbst — und trug trotzdem ein Kostüm. Es war das Kostüm eines Zirkusdirektors. Sepp, wie wir ihn nannten, weil wir ihn so nennen durften, war ein Zirkusdirektor. Er liebte die Teamarbeit, weil er sein Team liebte. Und er liebte es, die Zügel in der Hand zu behalten, weil er es auch liebte, im Budget zu bleiben. Er war Kameramann, Regisseur und Produzent, weil er das alles konnte. Und er konnte wunderschön Klavier spielen. Fast wäre er, Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger statt bei der Bavaria auf dem Konservatorium gelandet. Aber der Weg zum Film war sein Weg. Lange Zeit als Kameramann, dann — mit fast 50 — als Regisseur: „Herbstmilch“, ein Regiedebüt als Publikumshit. Knapp zehn Jahre später, bei seinem größten Erfolg „Comedian Harmonists“ durfte ich vom ersten bis zum letzten Tag mit ihm zusammenarbeiten und dabei erfahren, wie sehr Sepp seine geliebte Arbeit lebte. Wenn er auf ein Thema, eine Geschichte stieß und davon entflammt war, wurde er zum monomanischen Motor und Promoter eines Films, der dann garantiert entstand. Er blieb das, während der Film Gestalt annahm und noch lange darüber hinaus. Für Sepp Vilsmaier war mit dem Kinostart die Arbeit an einem Film noch lange nicht beendet. Legendär waren die Reisen mit Team durch die Republik. Als die Darsteller der „Comedian Harmonists“ mit einem Tourbus von Kino zu Kino fuhren und vor der Leinwand die Hits des Sextetts mit Playback schmetterten, glich das — übrigens sowohl, was die Reaktionen des Publikums als auch, was die Geschehnisse im Bus und in den Hotelzimmern anbelangte — der Tournee einer Rockband. Da war — wie Sepp selbst gerne sagte — „der Zirkus Vilsmaier unterwegs“. Sepp war ein Handwerker der Emotionalität. Er verwandelte beschriebenes Papier in echte Gefühle. Was er anpackte, wurde nicht geschüttelt, es wurde gerührt. Schön, dass er seinen letzten Film noch zu Ende bringen konnte. Aber für den geplanten Kinostart von „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ mit Bully Herbig und Hape Kerkeling im Herbst wird der Zirkus ohne Direktor auf Reisen gehen müssen.

Der ewige Münchner ist jetzt im Himmel. Vielleicht bei seiner viel zu früh verstorbenen Frau Dana Vavrova, der Mutter seiner Töchter Janina, Theresa und Josefina, bei denen unsere Gedanken jetzt sind.

Servus, lieber Sepp!

Alfred Holighaus

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