Foto: Steffen Junghans

Trauer um Urs Egger – Ein Abschiedsbrief von Fred Breinersdorfer

Lieber Urs,

dass du uns allen fehlst, sehr fehlst, dass du einer der ganz großen Regisseure warst, das ist die schlimme Wahrheit. Die Filme, die du für uns und mit uns gemacht hast, werden wir nie vergessen. Und was du deinem, unserem Publikum geschenkt hast, wird noch oft aufgezählt werden und in Erinnerung bleiben. Danke!

Und weil ich so traurig bin, dass du es nicht geschafft hast, deinen ersehnten Kinofilm der 20er zu inszenieren und so viele andere deiner Pläne und Wünsche vom Krebs vernichtet wurden, weil ich so traurig bin, erzähle ich einfach eine Geschichte. Wir haben ein Drehbuch besprochen. Klar war, dass unsere Auftraggeber eine kleine Sequenz partout nicht wollten, an der wir aber sehr gehangen haben, auf die wir nicht verzichten wollten. Die anderen hat-ten schon länger dagegen gekämpft und wir sahen wieder eine fruchtlose Debatte voraus. Da sagtest du ein Wort: „Opernball“. Ich dachte wir saugen Honig aus einer Reminiszenz an deinen großartigen Zweiteiler. Falsch! „Opernball“ war deine Metapher, besser vielleicht ein Geheimcode, für eine ins Buch passende, reizvolle, aber echt extrem aufwendige, Szene, auf die wir hartnäckig bestehen sollten, um die starrsinnigen Auftraggeber zum Einlenken zu bewegen, damit das Budget nicht platzt. Diesen „Opernball“ gemeinsam auszuhecken, war eine derartige Freude! Herrlich die Verblüffung der anderen zu beobachten, die plötz-lich intensive Diskussion, um uns den „Opernball‘“ auszureden. Und es kam so, wie du es wolltest. Unsere Sequenz wurde gedreht. Es war kein Kuhhandel, es war halt „Opernball“. O möge „Opernball“ auch für andere wie für uns ein Symbol sein, wie Kreativität Kreativität schützt.

Doch dann kam dein Anruf, deine Diagnose kurz vor Ostern des vergangenen Jahres. Im Herbst hast du mir gesagt, „ich habe nicht gelernt, an Krebs zu sterben“. Das hat dir und uns allen so viel Mut gemacht! Jetzt bist du doch gestorben.

Leb‘ wohl, lieber Urs, leb‘ wohl. Vielleicht machen wir wieder Mal einen Film, einen beson-deren, ganz anderen, irgendwo, irgendwann, wer mag das ausschließen? Sei herzlich umarmt von allen, deinen Freunden und Freundinnen.

Dein Fred