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Nachfrage an Herrn Mendig, Geschäftsführer der HessenFilm

Am 24.7.2019 teilte der Sprecher der Bundestagsfraktion der AfD Jörg Meuthen ein Foto auf Instagram, auf dem er selber mit dem Geschäftsführer der HessenFilm und Medien GmbH Hans Joachim Mendig und einer weiteren Person, Moritz Hunzinger, zu sehen ist. Jörg Meuthen schreibt über das Treffen, es hätte einen sehr „angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“ gegeben. Erst nach Veröffentlichung dieses Posts durch das Journal Frankfurt teilte Herr Mendig nach Auskunft der Ministerin für Wissenschaft und Kunst in Hessen, in deren Zuständigkeit die HessenFilm und Medien GmbH liegt, mit, dass es sich um eine „private Gelegenheit“ gehandelt habe, die nicht in Bezug zur HessenFilm und Medien GmbH gestanden hätte.

Hans Joachim Mendig hat bisher allerdings nicht erklärt, welchen „angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“ er mit Herrn Meuthen geführt hat. Diese Einschätzung des Treffens durch Herrn Meuthen blieb in der Erklärung von Herrn Mendig undementiert und unkommentiert. Als Geschäftsführer der hessischen Filmförderung müssten ihm aber die filmpolitischen Forderungen der AfD, insbesondere ihres kulturpolitischen Sprechers Marc Jongen bekannt sein. Dieser fordert immer wieder in Presseerklärungen und Stellungnahmen im Kulturausschuss des Bundestages „die ideologische Entschlackung der deutschen Filmförderungen“ und deren „Neuevaluierung“. In der Bremer Bürgerschaft forderte Jongen auch schon mal die „völkische Homogenität“ als „Basis der Demokratie“. Angesichts der Preisverleihung der letzten Berlinale betonte Herr Jongen „die Notwendigkeit einer Entideologisierung des Kulturbetriebes“… da die „politische Absicht der Jury“, in der „Sensibilität für Randgruppenthemen oder die ,gendergerechte‘ Auswahl der RegisseurInnen“ erkennbar gewesen wäre. Dies sei – so Jongen – ein „Schlag ins Gesicht des deutschen Films“ gewesen.

Da Herr Mendig an entscheidender Stelle Verantwortung für das steuerlich finanzierte Filmfördersystem trägt, hat die Öffentlichkeit und insbesondere die Fachöffentlichkeit ein berechtigtes Interesse, über seinen „konstruktiven Gedankenaustausch“ mit einer Partei zu erfahren, die genau dieses Fördersystem radikal ändern möchte. Unserer Meinung nach gehört eine solche Erklärung über den besagten Austausch durch Herrn Mendig zu seiner vorrangigen Aufgabe als Geschäftsführer einer Förderung, deren erste Richtlinie betont, dass die „die HessenFilm (sich) verpflichtet, nur solche Projekte und Produktionen zu fördern, die die Würde des Menschen achten, die Grundrechte respektieren und die Achtung vor dem Leben fördern.“ Konkreter heißt es weiter, vorrangig zu fördern seien „Filme unterschiedlicher Bereiche und Genres sowie künstlerisch und kulturell bedeutende, gesellschaftlich relevante, qualitativ hochwertige Film- und Fernsehproduktionen und sonstige audiovisuelle Projekte, die einen wichtigen Beitrag zur Filmkultur leisten“. Da sich diese Richtlinien nur schwer in Übereinstimmung mit den kulturpolitischen und allgemein-politischen Forderungen der AfD bringen lassen, erwartet die Deutsche Filmakademie von Herrn Mendig eine inhaltliche Erklärung über den Austausch mit der AfD. Sollte diese nicht erfolgen, halten wir seine Abberufung durch die Ministerin für Wissenschaft und Kunst in Hessen für berechtigt.

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Präsident der Deutschen Filmakademie Ulrich Matthes spricht am 09.09.2019, vor Bekanntwerden obiger Ereignisse, im Rahmen der Eröffnung der First Steps Awards 2019 über die kulturpolitische Lage.

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