©Martin Farkas · Jens Stubenrauch mit dem Filmteam von SPACE DOGS in Locarno

Trauer um Jens Stubenrauch

Ein Nachruf von Annekatrin Hendel

Jens Stubenrauch war ein neugieriger und mutiger Redakteur, Autor und Regisseur. Von seinem rbb-Büro in Babelsberg aus hat er das Kino mitgeprägt. Er hat vielen Filmemacher:innen ermöglicht, der deutsch-deutschen Wirklichkeit kostbare Dokumentarfilmstoffe zu entreißen.
Am 8. Oktober 2024 ist er im Alter von 63 Jahren gestorben.
Ich notiere diesen Satz und kann es gar nicht glauben.

Alle, die ich treffe, sind über die Nachricht seines schnellen Todes nach kurzer Krankheit tief bestürzt, wir alle können es nicht fassen.

Wir verlieren einen Mitmenschen, der mit offenen Sinnen in die Welt geschaut hat, mit dem jede Auseinandersetzung eine intellektuelle Herausforderung war, der Konflikte nicht scheute und besonnen mit ihnen umgehen konnte, mit dem man aus vollem Halse lachen und viele Geheimnisse teilen konnte. Kurz, mit Jens Stubenrauch konnte man Pferde stehlen.

Aber wir verlieren auch einen hoch gebildeten Redakteur. Er besaß das Talent, mit allen zu können und angstfrei Projekte durchzusetzen. Er liebte persönliche Filme, die aus dem Standpunkt des Autors und der Regisseurin hervorgingen, ließ uns über ästhetische, dramaturgische und politische Haltungen selbst entscheiden, gab uns die künstlerische Freiheit, die wir brauchten, um Filme immer wieder neu denken zu können – auch, wenn Experimentierfelder ersatzlos wegbrachen – der nie etwas verlangte, was von vornherein auf Kompromiss aufgebaut ist, der an das Kino glaubte und daran, dass die Zuschauer auf unsere Filme warten.

Wir verlieren einen Partner, Komplizen, Vertrauten, Gefährten, Mittäter und einen Freund.
Es ist ein auf allen Ebenen nicht zu verschmerzender Verlust. Was dies für die Familie bedeuten mag, ist nicht vorstellbar. Und so bleibt mir darauf zu hoffen, dass geteilter Schmerz ein halber wird und den Liebsten von Jens Stubenrauch mein herzliches Beileid zu wünschen.