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Filmakademie trauert um Gründungsmitglied Michel Bergmann

Ein Nachruf von Fred Breinersdorfer

Michel Bergmann ist am 15. Juni 2025 in Berlin verstorben. Welch ein herber Verlust! Ein ebenso fröhlicher wie ernster Intellektueller, ein fantastischer Autor von Filmen und Romanen, vielen ein guter Freund. Sein herausragendes Thema war jüdisches Leben in Deutschland nach der Shoa, ein Leben, das seine Angehörigen und er selbst geführt haben. Die Bergmanns waren vor dem Krieg in Frankfurt angesehene Tuchhändler. Die Nazis haben unter ihnen gewütet, es gab zahlreiche Opfer. Michel wurde in Basel geboren. Seine Familie war nicht im Asyl, sondern als Juden von den Schweizer Behörden interniert. Michel hat das Schicksal seiner Familie, den schwierigen Wiederaufbau ihrer Existenz, den Antisemitismus nach 1945 in seinen, teils komödiantischen, teils bitterernsten Werken verarbeitet, man denke beispielsweise an die Teilacher-Trilogie. Die Helden sind Überlebende des Holocaust und reisende Wäschehändler, die es den Deutschen nicht mit Gewalt, sondern mit jüdischem Witz heimzahlen. Sein letzter Roman „Mameleben. oder das gestohlene Glück“, autobiografisch über seine Mutter und sich, ist bei Diogenes erschienen. Aus seiner Roman Reihe „Der Rabbi und der Kommissar“ sollte eine Fernsehserie werden. Er hat das nicht mehr erleben dürfen. Doch Hoffnung besteht, dass sein Sohn Emanuel, der an der Entwicklung beteiligt war, dieses Werk vollendet. Mit Michel verlässt uns ein ebenso nachdenklicher wie engagierter, künstlerischer Kämpfer gegen Antisemitismus und für ein besseres jüdisches Leben in Deutschland, seiner Heimat. Sein Tod ist eine tieftraurige Nachricht.